Eine Konstante im Schaffen Leonore Adlers ist das im
weitesten Sinne Erdverbundene...
Auf den ersten Blick
geht es ihr beim jetzt Gezeigten darum, was und wie wir
essen; Auf den zweiten um das Leben überhaupt - selbstbestimmt
und an Nachhaltigkeitskriterien orientiert.
Nachhaltigkeit ist nicht zuletzt der gedankliche Hintergrund
des in schönen Blautönen gehaltenen Aquarells "Wasser und
Brot". Freilich predigt sie nicht den Lustverzicht, wofür
unter Anderem das wunderschöne "Wintergemüse"-Arrangement
steht. Sie lässt uns aber auch mittels Ihres
ironisch-doppelsinnigen "Jüngsten Gerichts" wissen, was
passieren könnte, wenn alles so weiterläuft, wie bisher.
Unter dampfender Schüssel und vollem Weinglas breitet sich
ein ziemlich unschönes Totenreich aus...
Einer schönen, gut genährten Fee gleicht denn auch die gemalte "Fruchtbarkeit",
deren in Gelbtönen gehaltene, fast altmeisterlich wirkende Figur von roten Mohnblüten
umsäuselt wird. Bei Arbeiten wie dieser wundert es nicht, dass die Künstlerin Ihr
besonderes Interesse für die Manieristen bekundet. Gleiches gilt für die mehrere
Jahrhunderte später schaffenden Surrealisten. Zugleich lässt die Zartheit manches
Aquarells auch Einflüsse der japanischen Holzschnittkunst vermuten.
Zu allem Inhaltlichen, zum Wissen um Naturformen, zur wunderbaren Fantasie gesellt
sich bei dieser Künstlerin - das sollte man nicht vergessen - exquisites, freilich
ganz unaufdringlich gehandhabtes "Handwerk".
Erst so kann sich die den Arbeiten innewohnende Poesie, die hin und wieder mit
kleinen oder grösseren Widerhaken von Ironie und Mehrdeutigkeit versehen ist,
dem Betrachter vermitteln.
Aus "Edel - Bitter ist nicht nur Schokolade"
von Lisa Werner-Art, 2010